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Monatsfrage Januar 2021 Facebook | - gesponsert - |
Passive Keimbindung mit Kontakt zum Wundgrund – Wann funktioniert es?
Exakte Wundbeobachtung wird immer wichtiger!
Chronische Wunden haben prinzipiell ein hohes Infektionsrisiko. Die Vermeidung von Exsudatansammlungen, z.B. durch Hohlräume zwischen Verband und Wundgrund, kann das Infektionsrisiko senken. Auch die Aufnahme von Exsudat und Keimen direkt am Wundgrund sowie deren sichere Bindung und Entfernung mit jedem Verbandwechsel reduziert das Infektionsrisiko. Hierfür eignen sich PU-Schaumverbände, welche sich zum Wundgrund wölben und Exsudatansammlungen dadurch minimieren.
Befinden sich in einer Wunde mehr als 105 Bakterien, wird von einer kolonisierten Wunde gesprochen. Infektionszeichen sind aber noch nicht zu erkennen. Eine exakte Feststellung ist nur durch Abstrich möglich, was aber praktisch an seine Grenzen stößt, denn wenn keine Infektionszeichen erkennbar sind, wird auch kein Abstrich gemacht. Deshalb ist eine exakte Begutachtung und Wundbeurteilung erforderlich. Erste Anzeichen bei kolonisierten Wunden ist ein wahrnehmbarer Wundgeruch. Dieser ist bei Abnahme des Verbandes nur dezent und verschwindet schon bei der ersten Reinigung der Wunde.
Ein Beispiel aus der Praxis
Kolonisierter Dekubitus am Sitzbein bei querschnittgelähmten Patienten. Wundtiefe 20mm, seit 6 Monaten in der Wundtherapie, etwas Wundgeruch.
Lokalbefund | ||
Infektzeichen bei dieser Wunde | Zusätzlich wahrnehm- und sichtbar | |
-Schmerz (Dolor) | - Geruch (kein, gering, süßlich, riechend, stinkend, foecal) | |
-Überwärmung (Calor) | - Exsudatmenge (gering, wenig, mäßig, hoch, sehr stark) | |
-Schwellung (Tumor) | - Exsudatkonsistenz (serös, sämig, blutig, eitrig) | |
- Rötung (Rubor) | - Exsudatfarbe (bernsteinfarbig, gelblich, bräunlich, etc) | |
- Funktionseinschränkung (Functio laesa) |
Muss hier bereits antimikrobiell z.B. mittels Silberprodukten therapiert werden?
Nein, nicht zwingend, denn mit dem superabsorbierenden PU-Schaum Biatain Silicone wird nicht nur Exsudat aufgenommen, sondern auch Bakterien können eingelagert werden. Dies zeigen in vitro Untersuchungen der Coloplast GmbH, die sich mit Anwender-Erfahrungen aus der Praxis decken. An über 50 kolonisierten und kritisch kolonisierten Wunden konnte ein Rückgang der Keimbesiedelung und ein Heilungsfortschritt innerhalb von 4-6 Tagen gesehen werden. Während der Verbandwechsel wurde die Wunde mit Ringerlösung und Kompressen gereinigt und anschließend mit einem vertikal absorbierenden Polyurethanschaum, der in die Wunde hineinquellt, ohne Wundfüller versorgt. Die Verbandwechselintervalle erfolgten alle 2 Tage.
PRAXISBEISPIEL
Definiertes Ziel der Wundbehandlung / Therapie
Vorbereitung des Dekubitus zur Verschiebelappen-Plastik. Die Operation war so geplant, dass zunächst eine granulierende Wunde erreicht wird. Dies gelang unter optimierter Wundbehandlung innerhalb von 3 Wochen
Abb.: 1 Ausgangsbefund – Ausgiebige Wundreinigung und Entfernung des Fibrinbelages
Abb. 2 Applizierung von Biatain Silicone Sakrum ohne Einbringen eines Wundfüllers
Abb. 3 Postoperatives Ergebnis nach 10 Tagen. Gute primäre Wundheilung. Die Klammern werden nach 14 Tagen entfernt
Abb. 4 Vier Jahre post OP zeigte sich eine stabile Narbe. Druckentlastung und Lagerungsintervalle zeigten eine gute Wirkung. Es ist keine neue Druckstelle zu erkennen – was leider nicht oft bei vergleichbaren Patienten der Fall ist.
Verfasser
Bernd von Hallern DGKP
Vogelsang 28
21680 Stade
Germany