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Monatspost Februar 2021 Facebook | - gesponsert - |
Weitergehende Informationen zum Monatspost Februar 2021 des „Wundkümmerers“ Bernd von Hallern auf Facebook
Therapie eines kolonisierten Dekubitus am Gesäß
Diagnose(n)
- Dekubitus Gesäß links
- Dekubitus Gesäß rechts
- Reduzierter Allgemeinzustand
- Diarrhoe unklarer Genese
Anamnese
82-jährige immobile, in häuslicher Umgebung lebende Patientin mit reduziertem AZ wird vom Hausarzt, einem Pflegedienst und den Angehörigen versorgt. Die unter rezidivierenden Diarrhöen leidende Patientin entwickelte in den letzten Wochen an beiden Gesäßhälften einen Dekubitus Grad IV mit schwarzen Hautnekrosen. Wenige Tage vor stationärer Aufnahme kam es zu einem Infekt unterhalb der Nekrosen.
Noch am Aufnahmetag wurden die Nekrosen entfernt und eine offene antimikrobielle Wundtherapie eingeleitet.
Nach einem Klinikaufenthalt von 21 Tagen wurde die Patientin nach Hause entlassen.
Wundbehandlung zu Therapiebeginn mit Biatain Silicone® (Abb.1)
Die Lagerungsintervalle zu Hause und die Wundversorgung des linksseitigen Dekubitus erfolgten leider nicht regelgerecht. Deshalb kam es zu neuen kleinen Nekrosen auf dem granulierenden Gewebe. Die Wundränder waren teils eingeschlagen, die unmittelbare Wundumgebung leicht gerötet, was allerdings dem Druck zugeschrieben wurde. Keine klassischen Infektionszeichen, aber eine kolonisierte Wunde.
Die oberflächlichen Nekrosen werden entfernt und die Wunde mit Kompressen und Ringerlösung gereinigt. Bei der mäßig exsudierenden Wunde mit einer Größe von 52x36x5mm wurde auf einen Wundfüller verzichtet. Die Wundabdeckung erfolgte mit Biatain Silicone® bei zunächst täglichen Verbandwechselintervallen.
Abb.2 Gut zu erkennen, der PU-Schaum hat sich der Wundtiefe angepasst, ist in die Tiefe gequollen.
Die Abb. 3 zeigt den ersten Verbandwechsel. Der PU-Schaum ist vertikal aufgequollen, hat die Wundhöhle ausgefüllt und Exsudat wurde aufgenommen.
Abb. 4 Nach 4 Tagen zeigten sich granulierende Wundverhältnisse. Keine neuen Nekrosen mehr. Die Verbandwechselintervalle wurden nun zunächst auf 2 Tage, später dann auf alle 3 Tage erhöht.
Abb. 5 Wundstatus nach 20 Tagen. Die Wundhöhle hat sich mit Granulationsgewebe ausgefüllt. Ziel muss es jetzt sein, die Epithelisation vom Rand zu fördern.
Resümee
Wenn eine effektive und erfolgversprechende Therapie verlassen oder geändert wird, dann ändern sich oft auch die Wundverhältnisse; wie in diesem Fall leider ins Negative. Die vom Wundmanagement empfohlene semiokklusive Therapie wurde durch den Hausarzt auf eine Behandlung mit Saugkompressen umgestellt.
Auf Intervenierung des ambulanten Wundpflegeteams konnte dann die Umstellung auf die bisherige Behandlung mit Biatain Silicone® erwirkt werden. Aus einer kolonisierten Wunde wurde ohne antibakteriellen Verband eine heilende, granulierende, lediglich nur noch kontaminierte Wunde.
Info: Eine systemische Antibiose war nicht indiziert
Verfasser:
Bernd von Hallern DGKP
Vogelsang 28
21682 Stade